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JUDENTUM

Wer ist ein Jude?

Mit dieser Frage setzt sich der Staat Israel zeit seines Bestehens leidenschaftlich auseinander - ohne eine konsensfähige Antwort geliefert zu haben. Was also erwarten Sie von mir?


Ich habe von 1984 bis 1992 an der Hebräischen Universität Jerusalem studiert und dort meinen Doktorttitel erworben.

In München entwickelte ich 1993 erstmals einen thematischen Stadtrundgang zur jüdischen Geschichte. Für die Münchner Volkshochschule leitete ich die Geschichtswerkstatt "Jüdisches Leben in der Lindwurmstraße", aus der eine Dauerausstellung und eine Gedenkstele (Lindwurmstr. 127) entstanden. Für das Dachauer Forum leitete ich den Bereich Besucherbetreuung in der KZ-Gedenkstätte und begleitete überwiegend israelische Besuchergruppen in hebräischer Sprache.

An der Bayerischen Staatsbibliothek bin ich seit 2010 Fachreferent für Hebraica an der Orient- und Asienabteilung. Dort kuratierte ich 2015 die Ausstellung Von Sulzbach bis Tel Aviv - hebräische Neuerwerbungen aus 50 Jahren.

In der Gesellschaft FREUNDE ABRAHAMS engagiere ich mich (seit ihrer Gründung 2001, seit 2013 als 1. Vorsitzender) für den Dialog zwischen Judentum, Christentum und Islam.

Die Freunde Abrahams vertrete ich im Rat der Religionen München, und im MÜNCHNER LEHRHAUS DER RELIGIONEN, einer Initiative von Rabbiner Steven Langnas, wirke ich seit seiner Gründung mit. Die Freunde Abrahams zeichneten Rabbiner Langnas 2018 mit dem Manfred-Görg-Preis aus. Ich bin Mitglied der Gesellschaft für jüdisch-christliche Zusammenarbeit, im Freundeskreis des Lehrstuhls für Jüdische Geschichte und Kultur der LMU und war, bis zu seiner Auflösung 2022, Mitglied im Freundeskreis des Liberalen Judentums München - Chaverim e.V.


Antisemitismus

ist kein jüdisches Problem, sondern ein Problem für uns alle. Dass Antisemitismus in Deutschland nach der Schoah noch und wieder besteht, verpflichtet jeden Menschen hier, dagegen anzukämpfen - ganz unabhängig von Migrationshintergrund oder nicht.

Wer meint, es wäre längst Zeit, mit den "alten Geschichten" endlich aufzuhören, der hat vielleicht nie angefangen, sich aufrichtig damit zu befassen. Und wer sich mit den Verbrechen des Nationalsozialismus nicht befasst hat, der kann in Deutschland nicht angekommen sein - er/sie hat noch nicht einmal verstanden, was Deutschland ist.


PUBLIKATIONEN (Auswahl):

מזולצבאך עד תל אביב
Von Sulzbach bis Tel Aviv
Hebräische Neuerwerbungen aus 50 Jahren  1965-2015

Schatzkammerausstellung in der Bayerischen Staatsbibliothek in Kooperation mit dem Generalkonsulat des Staates Israel in München

von Stefan Jakob Wimmer mit einem Beitrag von Michael Brennner und unter Mithilfe von Rabbiner Steven Langnas

München 2015 (dts. und hebr.)







Vergangene Tage - Neues Erwachen
Jüdisches Leben in München. Ein Stadtrundgang

MünchenVerlag/Stattreisen München 2006











Vergangene Tage. Jüdisches Leben in München
Buchendorfer Verlag/Stattreisen München 1999

Vergangene Tage. Jüdisches Leben in München
Broschüre zum Stadtrundgang 1996/1997/1998

Ein Handzeichen, ein Namensmal
Hebräische Quellen zu den jüdischen Münchnerinnen und Münchnern im Mittelalter. Teil I: Aus dem Martyrologium des Nürnberger Memorbuchs (zu 1285),

Blätter Abrahams 22, 2022, 27-36

Abraham der Municher, de Municha, Munichn oder Münchin?,
Blätter Abrahams 21, 2021, 57-65

Die dialogische Sprache mit dem Judentum im Koran,
Blätter Abrahams 21, 2021, 125-150

Der “Messias” von Comino. Abraham Abulafia auf Malta und sein Versuch einer Zusammenführung von Christentum und Islam mit dem Judentum,
Blätter Abrahams 18, 2018, 113-122

Die Tegernseer Haggadah (Cod.hebr. 200). jüdisch. christlich? einzigartig!,
BibliotheksMagazin 1/2017, 11-19

Hebraica Monacensia. Alltag und Highlights mit den hebräischen Beständen der Bayerischen Staatsbibliothek,
Blätter Abrahams 13, 2013, 69-88

Publikationen aus jüdischen DP-Camps an der Bayerischen Staatsbibliothek,
in: Anna-Kartin Henkel, Thomas Rahe (Hgg.), Publizistik in jüdischen Displaced-Persons-Camps im Nachkriegsdeutschland. Charakteristika, Medientypen und Bibliothekarische Überlieferung,
Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie Sonderband 112, Frankfurt am Main 2014, 169-183, 187f.


STELLUNGNAHMEN:


Stolpergedenken

Nicht ohne Bedacht wurde die Gedenkstätte an die Opfer der Schoah in Jerusalem Jad wa-Schem (in engl. Schreibweise Yad Vashem) benannt: Denen gebe ich in meinem Haus und in meinen Mauern ein Denkmal und einen Namen … einen ewigen Namen werde ich ihnen geben, der nicht ausgelöscht werden kann. In Jesaja 56, woraus diese Formulierung entlehnt wird, ist sie nicht auf Verfolgung und Vernichtung bezogen. Trotzdem stützt der besondere Stellenwert, der der Bewahrung des Namens in der alt­orientalischen und dann in der jüdischen Tradition eingeräumt wird, die überzeugende Prägnanz der Bezeichnung Jad wa-Schem: sie lautet wörtlich „Denkmal und Name“.

An die Namen verfolgter und ermordeter Menschen erinnern die sog. „Stolper­steine“. In zahlreichen Städten und Gemeinden in Deutsch­land und darüber hinaus lässt sich beobachten und selbst erfahren, wie effektvoll es sein kann, wenn unvermutet ein Name mit Geburts- und Todesdatum und ‑ort in unsere Wirklichkeit hereinblitzt, an genau dem Ort, an dem die Person zuletzt ihr Leben gelebt hat. Diese Namen in unseren Alltag zurückzurufen, omnipräsent im Stadtbild uns gleichsam auf Schritt und Tritt mit dem Gedenken zu konfrontieren, ist ein Konzept, das aus guten Gründen sehr viele Anhänger gefunden hat.

Andere haben auf einen Geburtsfehler der Kunstaktion von Gunter Demnig aufmerksam gemacht. Weder dem Künstler noch den Unterstützern seines Projekts noch dessen Gegnern, weder einer Religionsgemeinde noch einem Stadtrat noch selbst den Angehörigen steht es zu, zu wissen, ob das Opfer, dessen Name in den öffentlichen Boden verlegt wird, darin eine würdige Form des Gedenkens sähe oder eine anstößige. Zumal die Vorstellung, dass der Name eines Menschen grundsätz­lich nicht auf den Boden gehöre, unmittelbar eingängig ist. Wie viel mehr Achtsamkeit bedingt der Umgang mit den Namen ermordeter Menschen!

Ich selbst kann mich der Faszination der „Stolpersteine“, wenn ich ihnen in anderen Städten begegne, nicht entziehen. Das Konzept kommt an. Aber ich kann auch die Anstößigkeit nicht verdrängen, die sich jedes Mal einstellt angesichts eines wehrlos und schutzlos in das Straßenpflaster gebannten Namens.

Es ist verständlich, dass nicht nur, aber besonders im Judentum viele es un­erträglich finden, auf Schritt und Tritt, also ohne sich dafür oder dagegen entscheiden zu können, mit einer Form des Gedenkens konfrontiert zu werden, die Unbehagen hervorruft. Eben nicht nur Unbehagen angesichts der Verbrechen, sondern auch Unbehagen angesichts des nicht zu Ende gedachten Umgangs mit dem Gedenken, letztlich mit den Opfern selbst.

Siehe, in meine beiden Handflächen habe ich dich eingezeichnet, verkündet Jesaja Zion, also der Stadt Jerusalem (Jes 49,16). Dass jedes Menschen Name in Gottes Hand verzeichnet sei, wie die Stelle gerne in Predigten gedeutet wird, wird damit zwar nicht ausgesagt. In der Hand Gottes ist jeden­falls ein Name gut aufgehoben. Für den Boden unserer Gehsteige kann man das nicht sagen.

Nachdem aber inzwischen über 50.000 „Stolpersteine“ in vielen Ländern Europas das „größte dezentrale Mahnmal der Welt“ (Wikipedia) bilden, hat die Kunstaktion aus Köln längst eine Dynamik angenommen, die für grund­sätzliche Reflexion nicht mehr zugänglich ist. Die Kontroverse, die in München auch nach dem dritten Stadtratsbeschluss gegen die Verlegung auf öffent­lichem Grund nicht zur Ruhe kommt, macht dies deutlich. Zwar ist München durchaus nicht die einzige Kommune, die „Stolpersteine“ ablehnt (so werden sie u. a. auch in Augsburg nicht genehmigt), doch die Vehemenz, mit der diese Kontroverse hier ausgefochten wird, schadet dem Gedenken mehr, als die „Stolpersteine“ nützten.

(aus ABRAHAMS POST 27/2015)